Wölfersheimer See

Auszüge eines Seekonzepts von Herrn Dipl. Biol. Ingo Kramer welches im Auftrag der Gemeinde Wölfersheim erstellt wurde

Entstehung und Vorgeschichte

Der Wölfersheimer Baggersee ist ein Tagebaurestsee, der nach der Stilllegung des Braunkohle-Tagebaus Wölfersheim im Jahre 1943 entstand. Bis 1991 diente der See dann noch als Kühlwasservorrat des Schwelkraftwerks Wölfersheim. In jener Zeit hatte der See erhebliche thermische Probleme. Selbst in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ist zu lesen: „In der Folge der permanenten Wärmezufuhr entwickelte sich ein exotischer Fischbestand teilweise mit tropischen Fischarten. Durch die eingetragene Wärme war der See so warm, dass dort ausgewilderte subtropische Zierfische aus Aquarien wie Guppys, Goldfische, Buntbarsche, selbst große Arten wie Panaque oder Prachtschmerlen sowie verschiedene Wasserschildkröten als Neozoen dauerhaft überlebten. Nach der Leistungsreduzierung (1984) und sukzessiven Abschaltung des Kraftwerkes (1991) starben diese Arten aufgrund der Abkühlung des Sees wieder aus.“

Beschreibung des Sees

Der Wölfersheimer See liegt 131 Meter über Meereshöhe. Mit einer Wasserfläche von 38,6 ha ist er der größte See in der Wetterau. Er ist maximal 18,7 m tief (HLUG 2012). Seine mittlere Tiefe beträgt 9,25 m.

Nutzungen und Belastungen

Der Wölfersheimer See dient unter anderem der Freizeitnutzung. Allerdings beschränkt sich diese im Wesentlichen auf die Nutzung als Naherholungsgebiet. Genutzt werden die Rund- und Wanderwege um den See herum sowie die Grün- und Wiesenflächen im Sommer. Aufgrund der schlechten Wasserqualität wird vom Baden dringend abgeraten. Mit Booten wird der See kaum befahren. Die Hauptnutzung des Sees selbst erfolgt somit in der Form der Angelfischerei durch die Mitglieder des ASV Wölfersheim und deren Gäste.

Die Kläranlage Wölfersheim nutzt diesen See als Vorfluter und entwässert über den Tiefengraben direkt in den Baggersee. Dies ist in Hessen eine Besonderheit und resultiert noch aus der Zeit, in der der See als Kühlwasserreservoir diente und wenig Naturnähe hatte. Im Bericht des HLUG 2012 ist geschrieben: „Der Wölfersheimer See ist einer der wenigen hessischen Ausgrabungsseen mit einem ständigen Zulauf. Problematisch ist dies besonders, da es sich um Wasser aus dem Ablauf einer Kläranlage handelt. Das macht ihn im negativen Sinne einzigartig.“

Hypolimnische Belüftung

Bei diesem Wirkungsprinzip wird das Tiefenwasser mittels Tauchpumpen angesaugt und nach oben transportiert. Nach dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe wird dabei Luft aus der Atmosphäre angesaugt und mit dem Tiefenwasser vermischt. Der Sauerstoff aus der Luft reichert sich im Wasser an und wird im Tiefenbereich des Sees wieder freigesetzt. Das ist bei den Tiefenwasserbelüftern Tibean von Polyplan der Fall. Bei diesen Geräten lassen sich auch Fällmittel zusetzen, die den Phosphor im Tiefenwasser binden und absetzen lassen (siehe entsprechendes Kapitel). Mit entsprechender Vorplanung ist es auch möglich, mit dem Tibean eine Destratifikation zu erreichen, zum Beispiel zur Unterstützung der Vollzirkulation im Herbst und während des Winters.

Zusammenfassung – Empfehlungen

Dem Wölfersheimer See geht es sehr schlecht. Er leidet unter einer hohen Zufuhr an Nährstoffen. Diese Zufuhr stammt zum größten Teil aus der Kläranlage Wölfersheim, die den See als Vorfluter nutzt. Durch das gereinigte Abwasser der Kläranlage gelangt etwa 34-mal mehr Phosphat in den See, als dieser natürlicherweise vertragen kann. Die Folge ist eine sehr schlechte Wasserqualität, die sich zudem in den letzten Jahren weiter verringert hat.

Um ein akut drohendes ökologischen Umkippen zu verhindern, müssen deshalb dringend Maßnahmen zur Gewässertherapie ergriffen werden. Zu einer Therapie gehören immer eine Sanierung und eine Restaurierung. Die Sanierung hat den absoluten Vorrang, denn sie behebt die Ursachen für den Missstand. Die Restaurierung behebt nur die Symptome, sie ringt Sauerstoff bis an den Seegrund und reduziert die Rücklösung des vorhandenen Phosphors aus dem Sediment.

Jeder See ist ökologisch und biologisch einzigartig. Deshalb reagieren Seen äußerst individuell auf Veränderungen und Manipulationen. Die Auswirkungen von künstlichen Veränderungen sind nicht sicher prognostizierbar. Als Glück im Unglück kann am Wölfersheimer See angesehen werden, dass die primäre Ursache für den schlechten Zustand (die Einleitung aus der Kläranlage) bekannt und punktförmig ist. Punktförmige Einträge von Nährstoffen sind wesentlich leichter abzustellen, als diffuse. Daraus resultiert, dass die erste und wichtigste Maßnahme zur Therapie des Wölfersheimer Sees die Umleitung des Kläranlagenabwassers um den See herum ist. Dies ist die absolut obligate Voraussetzung für jede weitere Maßnahme am und im See.

Alle weiteren Maßnahmen im See dienen dann der Restaurierung und sind nicht zwingend notwendig, aber für eine schnelle Genesung dringend zu empfehlen.

Die Auswirkungen der Sanierungsmaßnahme (Fernhaltung der Kläranlagenabwässer) werden aber ohne Maßnahmen zur Restaurierung frühestens in 10 Jahren überhaupt im Gewässer feststellbar sein, weil der Nährstoffvorrat im Seesediment immens groß ist und der See sich ohne eine Einbringung von Sauerstoff bis zum Gewässergrund immer wieder selbst düngt.

Das ist der Grund, weshalb eine Restaurierungsmaßnahme zusätzlich zur Fernhaltung der Kläranlagenabwässer unbedingt auch umgesetzt werden sollte.

Vollständiges Seekonzept: Download PDF

Bauart:

Tiefenwasserbelüftungsanlagen (Tibean)

Ort:

Wölfersheim

See:

Wölfersheimer See

Anzahl Belüfter

2

Auftragsart:

Kauf + Wartung

Bauherr:

Gemeinevorstand Wölfersheim